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J M upload 01.08.2020, Viva Edition 166 | Print article

Wasserknappheit: Spanien Pionier bei Meerwasserentsalzung

Ein Drittel der Weltbevölkerung hat laut WHO keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Der Klimawandel, die Landwirtschaft, die Umweltverschmutzung und der Tourismus fordern ihren Tribut. Aufgrund dieser immer knapper werdenden natürlichen Ressource muss Trinkwasser aufwändig aufbereitet werden, wie beispielsweise durch Meerwasserentsalzungsanlagen. Diese sind hoch komplex, nicht unumstritten und auf jeden Fall deutlich kostenintensiver als das natürliche Trinkwasser. Die Produktionskosten liegen laut IDA1) bei 80 Cent pro Kubikmeter, somit drei Mal so hoch wie das natürliche Wasser.

Spanien ist weltweit führend bei Meerwasserentsalzung. Begonnen hat diese Erfolgsgeschichte im Jahr 1964 auf den Kanarischen Inseln, wo in Arrecife auf Lanzarote die erste Anlage in Betrieb ging. Allerdings handelte es sich damals um eine gebrauchte Anlage aus Guantánamo.

Bereits im Oktober 1997 wurde in Madrid der internationale Kongress der IDA (International Desalination Association)1) ausgetragen, bei dem die spanischen Projekte auf reges Interesse gestoßen sind.

Ein Jahr danach formierten sich die renommiertesten Unternehmen aus diesem Sektor neu und gründeten die Spanische Vereinigung AEDyR (Asociación Española de Desalación y Reutilización)4) mit dem Ziel sich international die Marktführerschaft in der Meerwasserentsalzung und -aufbereitung sowie der Forschung und Entwicklung in diesem Segmetn zu erreichen. Eine große Herausforderung ist die Reduktion des benötigten Energiebedarfs für die Produktion sowie der Einsatz von umweltfreundlicheren Technologien für eine nachhaltige Umweltbilanz.

Nun haben die Kanaren und Marokko eine Kooperationsvereinbarung2) zum Thema Wassergewinnung und -aufbereitung unterschrieben.3) Die erste Videokonferenz, organisiert von ITC und vertreten durch das staatliche Unternehmen PROEXCA2), an der über 200 Personen teilgenommen haben, fand unter dem Titel „Jornadas virtuales sobre el agua“ bereits im Juli 2020 statt. Besprochen wurden verschiedene Lösungsansätze für die Aufbereitung von Wasser, je nach Zweck (Trinkwasser, Landwirtschaft, Tourismus, Industrie). Die Kanarischen Inseln könnten mit ihrem Fachwissen punkten, da ähnliche klimatische Bedingungen vorherrschen wie am benachbarten Kontinent bzw. in Marokko. Der Archipel verfügt zudem über einschlägige Erfahrungen in diesem Bereich.

Auf Fuerteventura und Lanzarote stammen beispielsweise 100 Prozent des verbrauchten Trinkwassers aus Entsalzungsanlagen, während es auf Gran Canaria 86 % und auf Teneriffa 47 % sind - Tendenz steigend.

Bei der Meerwasserentsalzung handelt es sich um technologisch hoch komplexe Anlagen, die auf die individuellen Gegebenheiten präzise ausgelegt werden müssen. Auch der Salzgehalt spielt eine Rolle.

Der Einsatz von Solarenergie für die benötigte Wasserproduktion wird als Ressourcenschonendere und umweltfreundlichere Methode im laufenden Betrieb immer wichtiger.

Auch hier bestehen ähnliche Voraussetzungen zwischen den Kanaren und Marokko. Die Kooperation wird als ideale Partnerschaft betrachtet und man erhofft sich, neben der Fachkompetenz für die Umsetzung der Projekte, auch einen Know-How Transfer der „best practises“.

Im August 1999 fand in San Diego in Kalifornien der nächste internationale Kongress der IDA statt, bei dem erstmals eine Vertretung der spanischen Vereinigung AEDyR in den Vorstand gewählt wurde. Seit 2002 ist er auch Mitglied der Global Water Partnership Organisation.

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Siehe auch

Trinkwasserqualität - Studienergebnisse für Gran Canaria

Aktuelle Trinkwasserwarnhinweise Gran Canaria

Wasserverwaltung seit 1502: Heredad de Aguas de Arucas y Firgas