Viva Canarias Online | Bei der gestrigen Tagung des vulkanologischen Lenkungsausschusses PEVOLCAN wurde ein Update zur Situation geliefert, die den Stand vom 1. Oktober 2021 um 18.45 Uhr liefern.
Demnach durften ca. 3.500 Menschen ihre Häuser aufgrund der giftigen Gase, die sich aufgrund der ungünstigen meteorologischen Situation derzeit nicht verflüchtigen können, nicht verlassen.
Aktivitätsbericht der letzten 24 Stunden
Status Quo
- 880 Gebäude zerstört, weitere 135 beschädigt, die möglicherweise noch gänzlich unbrauchbar werden
- 28 km Straßen unbenutzbar
- 201 evakuierte Personen sind derzeit in Notunterkünften in Fuencaliente und in anderen Zonen. Die restlichen Evakuierten sind bei Familienangehörigen und Bekannten untergekommen.
Aktivste Eruptionsphase
Die Eruptionen befinden sich in der bisher aktivsten Phase und entsprechen einem strombolianischen Vulkantyp, aber man müsse weiterhin Ruhe bewahren. Eine der zwei weiteren Eruptionsöffnungen, die sich nordöstlich der aktuellen Lavastroms gebildet haben, bring flüssigere Lava mit sich. Der Strom fließt teilweise parallel und vereint sich stellenweise.
Carmen López: Innerhalb des Kraters wurden mehrere aktive Zentren beobachtet und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in den nächsten Tagen sich nicht weitere Emissionszonen bilden werden. An der Küste hat sich ein 540 m breiter Lavastrom ins Meer, der eine Tiefe von 35 m erreichte und an der Oberfläche ein Delta von 27,7 Hektar gebildet hat. Beim Eintritt wurden erwartungsgemäß salzsäurehaltige Wasserdampfsäulen registriert.
Luftqualität - giftige Emissionen
PEVOLCA Einsatzleiter: An der Küste, wo der Lavastrom ins Meer fließt, bildet sich eine weiße Wasserdampfsäule, die in die Atmosphäre entweicht und sich dadurch verdünnt.
Leider herrscht derzeit eine ungünstige meteorologische Situation aufgrund dem Einfluss der heißen Ostwinde aus der Saharazone, die durch den unterschiedlichen Druck in der Atmosphäre sich auf etwa 600 m befinden und wie ein Deckel darunter liegenden Luftmassen samt giftigen Gasen festhalten. Dadurch kommt es zu keiner Verflüchtigung der Emissionen in der Atmosphäre.
Zudem wurden gestern Lager mit Düngemitteln für die Landwirtschaft vom Lavastrom zerstört, wodurch zusätzlich giftige chemische Gase entströmen. Auch diese können aufgrund dem zuvor erwähnten negativen Wetterphänomen nicht entweichen.
Darüber hinaus war gestern die Meeresbrise des Passatwinds, der vom Meer in Richtung Land bläst, stärker. Das führt wiederum dazu, dass die Luftschichten mit den aufgelösten Düngemitteln in höhere Luftschichten getragen wurden. Der konsequente Nachschub der giftigen Gase durch den Lavaeintritt ins Meer haben die Schadstoffe in der Luft enorm erhöht bzw. sind in der unmittelbaren Umgebung gesundheitsgefährdend. Die Kontamination der Luft könnte zu Augenreizungen oder zu Bronchialbeschwerden führen und insbesondere Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Kleinkinder oder Schwangere gesundheitlich beeinträchtigen.
Ausdrücklich habe er sich für die Zusammenarbeit der Zivilbevölkerung bedankt, die sich, als die Kontamination gestern verlautbart wurde, vorbildlich an den Aufruf der Einsatzkräfte gehalten hat. Schließlich ziehen alle an einem Strang.
Die atmosphärische Überwachung und Messungen werden intensiviert. Sollten sich also die Phänomene wiederholen, wozu es kommen könne, wird die betroffene Bevölkerung via Lautsprecher darüber in Kenntnis gesetzt. Vor allem sind dann Fenster und Türen zu schließen und ein Aufenthalt im Freien zu vermeiden! Die Vulkanasche könnte durch die meteorologische Situation bis zur südlich gelegenen Insel El Hierro verweht werden. Die anderen Inseln sind nicht betroffen.
Die Luftqualität ist auf der Seite der Kanarenregierung jederzeit einsehbar.
https://www3.gobiernodecanarias.org/medioambiente/calidaddelaire/inicio.do
Sonstiges
Die PEVOLCA Einsatzleiter fordern die Bevölkerung auf, keine weitere Kleidung und Decken mehr zu spenden. Sie haben derzeit genügend und der damit verbundene Transport stelle eine Herausforderung dar, nachdem diese Platz auf den Fähren einnehmen, der für andere Dinge benötigt wird.
Schwefeldioxidemission (SO2) liegt bei 8.700 t/täglich, wobei am Vortag die bisher höchsten Werte gemessen wurden und die EU-weit definierten Grenzwerte von 125 µg/m3 pro Kubikmeter Luft (T) in den Messstationen Tazacorte und Los Llanos. Von 7.00 bis 10.00 Uhr wurden in Tazacorte sogar 350 µg/m3 in der Stunde gemessen.
Glossar
µg/m3 -Mikrogramm pro Kubikmeter Luft
SH2 Schwefelwasserstoff - sulfuro de Hidrógeno
SO2 Schwefeldioxid - dióxido de azufre
CO2 Kohlendioxid - dióxido de carbono
Quellen:
Gobierno de Canarias vom 1.10.2021, PEVOLCA Bericht vom 1.10.2021
Siehe auch
PEVOLCA Kanarischer Krisenstab bei vulkanlogischen Notfallsituationen
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